Julian Weber kehrt in die Weltspitze zurück

Jane Sichting / leichtathletik.de • Sept. 06, 2018

Sehr guter Artikel über Julian auf Leichtathletik.de von Jane Sichting, die die abgelaufene Saison zusammenfasst.

Er war in den vergangenen Jahren immer wieder vom Verletzungspech verfolgt. Zum Saisonende hat sich Julian Weber erneut in der Weltspitze zurückgemeldet. Bei anhaltender Gesundheit traut sich der Mainzer Speerwerfer auch Würfe jenseits der 90 Meter zu.


Auf dem Papier ist er mit seiner Saison-Bestweite von 86,63 Metern aktuell die Nummer vier im deutschen Speerwurf der Männer. Weiter geworfen hat in diesem Jahr nur das 90-Meter-Trio um Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg; 92,70 m), Diamond Trophy-Sieger Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 92,06 m) und Europameister und Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena; 91,78 m).

Vom Verletzungspech verfolgt, war es für Julian Weber (USC Mainz) bereits ein kleiner Erfolg, sein Wurfgerät in diesem Sommer überhaupt wieder fliegen zu lassen. Ein Abbild seines wahren Leistungsvermögens seien die Ergebnisse der letzten zwei Monate allerdings nicht, so die Einschätzung des einstigen U20-Europameisters, der schon als 19-Jähriger an der 80-Meter-Marke gekratzt hatte und sie ein Jahr später erstmals überbot. Ein Rückblick:

2017: Erst Rekordwurf, dann frühes Saison-Ende

Schon 2017 beim Winterwurf-Europacup auf Gran Canaria (Spanien) habe er gespürt, dass er sogar die 90-Meter-Marke knacken kann, erinnert sich Julian Weber. Mit Meisterschaftsrekord von 85,85 Metern hatte der Mainzer damals ein erstes Ausrufungszeichen in Richtung WM gesetz. Doch nur drei Wochen später war die Saison war für den damals 23-Jährigen beendet.

Bei einem technisch unsauberen Trainingswurf zieht sich der junge Speerwerfer einen Einriss des Innenbandes im Ellenbogen zu und landet statt bei den Weltmeisterschaften in London (Großbritannien) auf dem OP-Tisch. Die Ärzte setzen ihm eine Spendersehne ein und machen ihm klar, dass es bis zu einem Jahr dauern könne, bis der Arm wieder voll belastbar ist.

Im Sommer 2017 entscheidet sich Julian Weber für eine Auszeit. Er reist drei Wochen durch Thailand, besucht Festivals und verbringt Zeit mit seinen Freunden. „Klar war es mal schön, auch Dinge tun zu können, die neben dem Sport sonst zu kurz kommen. Dennoch wäre ich viel lieber bei Wettkämpfen gestartet“, blickt er zurück.

2018: Schon vor dem Comeback erneut ausgebremst

Aufgeben ist für Julian Weber keine Option. Mit dem neu gesteckten Fernziel, der Teilnahme an den Europameisterschaften in Berlin, arbeitet er fortan akribisch an seinem Comeback. Doch zehn Tage vor dem geplanten Saisoneinstieg 2018 in Rehlingen wird er erneut ausgebremst. Diesmal ist es der Rücken, vier kleine Lendenwirbel. Mit gleich zwei Bandscheibenvorfällen verabschiedet er sich aus dem Trainingslager in Portugal. Während die Konkurrenz bei Wettkämpfen die ersten weiten Würfe zeigt, absolviert Julian Weber zunächst vier Wochen Reha-Training.

An sich gezweifelt hat er nicht. „Ich habe die Verletzungen einfach ausgeblendet, den Blick nach vorn gerichtet und Vollgas gegeben. Wir haben den Bandscheibenvorfall konservativ behandelt und in der Reha ordentlich an den Grundlagen und der Stabilität gearbeitet. Ich wusste, dass ich Potenzial habe. Das hat mich gepusht“, erklärt er seinen anhaltenden Kampfgeist.

ISTAF als EM-Ersatz

Seine positive Einstellung und sein Ehrgeiz zahlen sich schließlich doch noch aus. Zwar schafft er es nicht mehr, sich für die Heim-EM in Berlin zu empfehlen. Doch beim Diamond League-Meeting in Birmingham (Großbritannien) stellt er kurz nach der EM mit 86,63 Metern eine starke Saisonbestleistung auf, wird Zweiter und qualifiziert sich für das Diamond League-Finale in Zürich (Schweiz). Dort landet er mit 83,68 Metern auf Platz sechs.

„Als ich bei der EM zugeguckt habe, dachte ich schon, dass ich gern selbst im Olympiastadion dabei gewesen wäre. Die Stimmung und die Art und Weise, wie die Leute den Speerwurf gefeiert haben, waren einfach sensationell", erzählt Julian Weber und fügt sogleich hinzu: „Dass ich jetzt beim ISTAF dabei sein durfte, war fast genauso gut.“

Wettkampf-Routine fehlt

Während sich bei dem einen oder anderen Athleten zum Saison-Ende langsam die Müdigkeit bemerkbar machte, präsentierte sich Julian Weber am Sonntag nur drei Tage nach dem Diamond-League-Finale und vier Tage nach seinem 24. Geburtstag hellwach. Mit 85,56 Metern und Platz zwei unterstrich er beim ISTAF eindrucksvoll seine Ambitionen, zukünftig selbst eine aktive Rolle in der Weltspitze und bei der Vergabe der Topplatzierungen zu spielen.

Zwischenzeitig hatte er im Kreise der fast vollständig vertretenen EM-Starter sogar die Führung übernommen, stand kurz davor, seinen Erfolg aus dem Jahr 2016 zu wiederholen. Damals hatte er mit 88,29 Metern die viertbeste Weite der langen ISTAF-Geschichte erzielt. Am Sonntag zog Europameister Thomas Röhler (86,50 m) noch vorbei. „Nachdem mich Thomas im vierten Versuch überboten hatte, dachte ich, dass ich die 86 Meter auch noch schaffen kann. Doch da fehlt dann einfach die Wettkampf-Routine und ich musste viel improvisieren“, erklärt Julian Weber.

Potenzial längst nicht ausgeschöpft

Noch fehle ihm die Belastungsfähigkeit, noch zwickt es hier und zwackt es da ein bisschen. „Der Körper merkt es einfach, wenn entsprechende Trainingseinheiten und Würfe fehlen. Letztlich bin ich ohne Wettkampfvorbereitung aus dem Reha-Training in die Saison eingestiegen“, so der 1,90 Meter-Mann. „Ich bin in meiner jetzigen körperlichen Verfassung weit von dem Punkt entfernt, an dem ich sein könnte."

Doch endlich gibt es wieder viel Grund zum Optimismus. Der Ellenbogen sei inzwischen gut belastbar, die Bandscheiben funktionieren wieder „fast perfekt“. „Ich bin mega motiviert und hoffe, den Winter gut durchtrainieren zu können. Ich weiß selbst, dass ich es besser kann: mit viel Training, einer guten Betreuung und der Erinnerung an alte Erfolge ist auch vom Kopf her noch Einiges möglich“, zeigt sich der Mainzer bereits auf die nächste Saison fokussiert.

"Ich habe richtig Bock"

Was Julian Weber besonders reizt, ist der Auftritt im Nationaltrikot. Dass er im Sommer bei seinem Comeback gleich beim Athletics World Cup im Londoner Olympiastadion Teil der DLV-Mannschaft sein durfte, empfand er als große Ehre. „Ich wusste gar nicht mehr, wie so ein Wettkampf funktioniert“, lacht er.

Was er hingegen sicher weiß ist, dass er die Nationalfarben auch bei der WM 2019 in Doha (Katar) vertreten will, Hier dürfen dank der Wild Card von Weltmeister Johannes Vetter vier deutsche Speerwerfer starten. Oberstes Ziel sei es zunächst, komplett gesund und fit zu werden. "Ich bin optimistisch, dass es dann auch für ein WM-Ticket reicht. Und vielleicht sogar auch für mehr“, erzählt Julian Weber mit strahlenden Augen.

Feilen will er auch an der Fußarbeit im Abwurf: „Das Stemmen war schon immer meine Schwachstelle. Über eine saubere Technik ist da noch einiges mehr rauszuholen. Das betrifft jegliche Bereiche. Ich habe auf jeden Fall richtig Bock, alles dafür zu tun, so stark wie nie wieder zurückzukommen.“


Quelle: Leichtathletik.de

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Anmerkung der Redaktion: Es ist schon erschreckend mit welcher Arroganz die deutschen Medien einen hervorragenden 4. Platz bei einer sehr hochklassigen Konkurrenz herabwürdigen und die Athleten diffamieren. BILD titelt gar "Die Deutschland-Schande" mit einem großen Foto von Julian. Zum Kotzen!
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Filmbeitrag von Christian Döring (SWR)
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Schon mit dem ersten Versuch machte Julian Weber (USC Mainz) den Titel-Hattrick bei Deutschen Meisterschaften perfekt. Der Europameister schickte den 800 Gramm schweren Speer in den blauen Himmel über Kassel und auf eine weite Reise, die erst nach 85,59 Metern endete. Damit war dem 28-Jährigen der Sieg nicht mehr zu nehmen. Das reichte ihm aber nicht: Im dritten Versuch legte der Olympia-Vierte 88,72 Meter nach und streckte jubelnd die Arme in die Höhe. Nur in zwei Wettkämpfen seiner Karriere war der Mainzer überhaupt besser. In der Weltjahresbestenliste schob sich der Mainzer damit vorbei an Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien; 88,67 m) auf Rang zwei. Weiter hat in diesem Sommer bisher nur der Tscheche Jakub Vadlejch (89,51 m) geworfen. „Ich bin mega-happy mit der Leistung. Die Stimmung war super, aber ich weiß, dass noch mehr drin ist. Das hebe ich mir auf. Die Medaille ist mein Ziel für die WM“, sagte Julian Weber nach seinem Gold-Hattrick. Genauso souverän wie der Titel an Julian Weber ging die Silbermedaille an Maurice Voigt (LG Ohra Energie). Der Thüringer steigerte seine Saisonbestleistung um knapp zweieinhalb Meter auf 77,43 Meter. Überraschend Bronze sicherte sich Casimir Matterne. Der Hannoveraner schnappte mit 71,68 Metern im vierten Versuch Thomas Röhler (LC Jena) die Medaille noch weg. Der Rio-Olympiasieger kam auf 71,44 Meter. Damit fehlten ihm knapp sieben Meter zur Saisonbestleistung. Video auf Leichtathletik.de : https://www.leichtathletik.de/tv/video-detail/video-detail/detail/22666-maenner-speerwurf-video
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Speerwerfer Julian Weber hat seine gute Form im WM-Jahr bestätigt. Der Europameister belegte beim Meeting der Diamond League in Lausanne mit 87,03 Metern Platz zwei hinter dem indischen Olympiasieger Neeraj Chopra, dessen Speer auf 87,66 Meter flog. Weber hat "die 90 Meter im Körper drin" Der 28-jährige Weber, der beim Wettkampf in der Schweiz lange geführt hatte, fühlt sich nach eigener Einschätzung "in einer Form wie noch nie". Er hofft in diesem Jahr, erstmals die 90 Meter zu werfen. Zuletzt hatte er bei der Team-EM im polnischen Chorzow bei seinem Start gewonnen (86,26 Meter). "Ich wollte heute unbedingt gewinnen. Deswegen ärgert es mich ein bisschen", sagte Weber bei Sky. "Ich hatte die 90 heute im Körper drin. Trotzdem bin ich mit dem zweiten Platz zufrieden." Die nächste wichtige Etappe auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften vom 19. bis 27. August in Budapest sind die deutschen Meisterschaften am 8. und 9. Juli in Kassel. Dort will Weber seinen dritten deutschen Meistertitel gewinnen
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Mit den nächsten starken Würfen hat Julian Weber nach dem Triumph von Rehlingen den nächsten Sieg eingefahren: In Hengelo ließ er am Sonntag seinen Speer bis auf 87,14 Meter segeln. Der Speerwurf der Männer bot am Sonntag bei den FBK Games in Hengelo (Niederlande) gleich in mehrerer Hinsicht einiges an Brisanz: Europameister Julian Weber (USC Mainz) hatte zuvor in Rehlingen mit 88,37 Metern eine Kampfansage geliefert und angekündigt, dass die 90-Meter-Marke bald fällig sein soll. Die beiden 90-Meter-Werfer Johannes Vetter (LG Offenburg) und Andreas Hofmann (MTG Mannheim) dagegen standen für ihren ersten Start des WM-Sommers auf der Startliste. Schließlich war es erneut Julian Weber, der mit weiten Würfen glänzen konnte: Schon mit seinem zweiten Wurf auf 86,78 Meter setzte er sich an die Spitze des Feldes, in Runde sechs konnte er sich sogar noch einmal steigern und schließlich mit 87,14 Metern den Sieg beim Gold-Label-Meeting der World Athletics Continental Tour feiern. Er ließ damit unter anderen den Olympiasieger von 2012 und Olympia-Dritten von 2016 Keshorn Walcott (Trinidad und Tobago; 83,56 m) hinter sich. Leider verletzte sich Andreas Hofmann beim Einwerfen schwer am Knie und musste somit verzichten ebenso wie Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien), der schon zu Beginn der Woche mit muskulären Beschwerden abgesagt hatte –, feuerte Johannes Vetter erstmals seit fast genau einem Jahr wieder die ersten Wettkampf-Würfe in den Abendhimmel. Damit ist der Anfang gemacht, dass das Comeback nach hartnäckigen Schulterbeschwerden jedoch kein Selbstläufer wird, dokumentieren die ersten vermessenen Weiten von 72,28 und 72,85 Metern. Quelle: Leichtathletik.de
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Fotos: Imago (lizensiert)
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